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Kerstin Demuth
Phänomen Digitalisierung
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Die Digitalisierung hat große Umbrüche mit sich gebracht. Das Tempo der Welt hat sich verändert, vor allem das der Kommunikation. Die Digitalisierung ist aber nicht die Revolution, als die sie manchmal verklärt wird! Es gibt immer noch große Kontinuitäten zu der Welt, wie sie vorher war und wir sollten uns bemühen die Digitalisierung nicht zu mystifizieren. Eine Herausforderung, die ich dabei sehe, ist das entstandene Wissensgefälle. Wir sind jeden Tag von Technik umgeben. Hardware und Software und das Verständnis darüber, über die Dinge, die wir täglich nutzen, ist sehr ungleich verteilt und daraus entstehen Probleme. Aktuell gibt es eine ungute Tendenz dazu, jedes Problem, das eigentlich gesellschaftlicher Natur ist, zu versuchen mit Technik zu lösen und das funktioniert nicht. Es gibt Probleme, die können nur mit menschlicher Intelligenz gelöst werden und es ist eine schlechte Idee, wenn wir entweder mit Überwachung oder mit Gesetzen, die im Zweifelsfall eher Zensur bringen als irgendeine Lösung, gegen eigentlich gesellschaftliche Probleme vorgehen. Ein Beispiel wäre Videoüberwachung: Es ist eine Lüge, die begegnet uns so oft im Alltag, dass wir, oder das viele Menschen schon angefangen haben sie zu glauben: aus Sicherheitsgründen würde ein Bereich videoüberwacht. Es ist so, dass Verbrechen nicht verhindert werden. Was aber passiert ist, dass negative Effekte entstehen. Jeder Mensch ist dieser Überwachung ausgesetzt. Wir wissen nicht wo die Daten hin gehen. Ob die Daten sicher transportiert werden und ob die nicht irgendwann in den Händen einer vielleicht autoritären Regierung liegen, die uns die ganze Zeit über die Schulter schaut im öffentlichen Raum. Menschen meines Alters und auch Eltern kennen das noch, dass man ins Internet geht. Das kennen jüngere Menschen nicht mehr. Die sind ständig online, die ganze Zeit. Es gibt ja einen viel intuitiveren Gebrauch der Technik. Allerdings ist auch da der Umgang damit ganz unterschiedlich. Ich glaube es braucht Aufklärung. Das ist das Wissensgefälle, dass ich eben meinte: einerseits ältere Menschen die tatsächlich weniger intuitiv mit der Technik umgehen, aber auch jüngere die vielleicht etwas unbefangen ihre Geräte händeln und die Plattformen händeln, die sie nutzen. Was uns erzählt wird ist, wir wollen den Service verbessern, deshalb brauchen wir deine Daten. In Wirklichkeit ist es aber so, dass wir an Werbekunden verscherbelt werden. Ob von Facebook und Instagram, gleiche Unternehmensgruppe, oder von Google, das viele Leute als Suchmaschine kennen, das aber in Wirklichkeit einfach nur ein riesiges Werbeunternehmen mit einer riesigen Macht ist. Es ist schön, dass das Bewusstsein inzwischen sowohl in den Schulen als auch im Bildungsministerium angekommen ist, dass man in Bezug auf Digitalisierung Lehrinhalte braucht und auch Technik in den Schulen anschaffen muss. Allerdings ist die Anschaffung von Technik alleine gar nicht genug. Es bringt nichts, wenn ich eine ganze Schule mit Klassensätzen an iPads ausstatte, wenn ich mit den Schülerinnen und Schülern nicht darüber spreche, was kann ich da machen und was ist das für ein Unternehmen, dass diese Hardware und Software produziert hat. Wo gehen meine Daten hin? Welche Daten fallen überhaupt an, wenn ich mit welchen Programmen auf welcher Website mit diesem Gerät irgendwie umgehe. Es wäre deshalb dringend nötig, dass auch Lehrerinnen und Lehrer qualifiziert werden, damit die Schülerinnen und Schülern beibringen können, selber zu entscheiden, mündig zu entscheiden, was sie mit dieser Technik machen, mit der sie Tag für Tag quasi 24 Stunden umgehen.
Kerstin Demuth
- Datenschützerin und Grundrechtsaktivistin
- Seit 2017 Campaignerin und Redakteurin beim Verein Digitalcourage in Bielefeld
- Organisation bei Digitalcourage e.V. der Verfassungsbeschwerde gegen Telekommunikationsüberwachung und die sogenannte „drohende Gefahr“ im Polizeigesetz NRW
Digitalcourage:
Digitalcourage setzt sich seit 1987 für Datenschutz und Bürgerrechte ein und richtet seit 2000 die jährliche Verleihung der BigBrotherAwards aus. 2008 erhielt Digitalcourage die Theodor-Heuss-Medaille für besonderen Einsatz für die Bürgerrechte.
- „Schluss mit dem Sicherheitstheater!“: Digitalcourage fordert echte Sicherheitspolitik, statt Grundrechtseingriffe, die nicht helfen, sondern nur schaden.
- Dr. Rolf Gössner verleiht einen BigBrotherAward 2018 der Kategorie „Politik“ an CDU und Gründe im Landtag Hessen für die Aufrüstung des Landesamts für Verfassungsschutz und der Einführung von Staatstrojanern.
- 2019 erhält der hessische Innenminister Peter Beuth erhält einen BigBrotherAward für die Anschaffung der Software „Gotham“ aka „Hessendata“.
- Rena Tangens über die vermeintliche „smarte“ Stadt – BigBrotherAwards 2018:
- Google: Allumfassender Datensammler
- Vorratsdatenspeicherung von Kommunikationsdaten: Hilft nicht gegen Verbrechen, bringt Menschen in Gefahr.
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