- Kriminologie / Chancen / Prof. Dr. Thomas Görgen
Prof. Dr. Thomas Görgen
Chancen
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Auch im Bereich der Prävention sind neue Optionen entstanden. Es sind Verfahrensweisen-Ansätze entwickelt worden, die dazu dienen sollen, Tatgelegenheiten zu reduzieren, einem Täter die Begehung einer Tat zu erschweren und Opfern schnelle und nachhaltige Hilfe zukommen zu lassen. Teilweise sind diese Ansätze heute soweit Teil unseres Alltags geworden, dass wir sie kaum noch bemerken. Wenn wir unser Smartphone heute mit dem Fingerabdruck entsperren, dann ist das nichts anderes als eine biometrische Art der Kriminalprävention, denn wenn dieses Gerät einem Dieb in die Hände fällt, dann wird er normalerweise wenig Freude daran haben. Solche biometrischen Zugangskontrollen sind ein grundsätzlicher Weg digitalisierter Kriminalprävention. Ein Weg, der auch seine Schattenseiten haben kann, der in Konflikt geraten kann mit dem Datenschutz, in Konflikt geraten kann auch mit diskriminierenden Praktiken, die sich auf bestimmte Personengruppen richten, denen der Zugang zu gewissen Räumen, die geschützt werden sollen, verwehrt werden soll. Neben solchen Zugangskontrollen, gestützt in erster Linie auf biometrische Daten, haben wir in den letzten Jahren auch einen Boom erlebt, an kriminalpräventiven Apps, die entwickelt wurden. Diese Apps haben wir meistens auf der Ebene von privaten Nutzern lokalisiert. So gibt es etwa eine App, die Opfer von sexueller Belästigung im öffentlichen Raum die Möglichkeit gibt, sehr lautstark auf diesen Umstand aufmerksam zu machen. Eine andere App vernetzt Opfer von Gewalt mit Vertrauenspersonen, die dann im Falle einer Gewaltanwendung sehr schnell benachrichtigt werden können. In Großbritannien wird zurzeit eine App erprobt speziell für Menschen mit Sprach- und Hörbeeinträchtigungen, die es ihnen ermöglichen soll über Gebärdensprache Meldungen in einer Notsituation abzusetzen. Über die Wirkung und Wirksamkeit dieser digitalisierten Präventionsansätze wissen wir insgesamt noch recht wenig, sie sind noch neu es gibt wenig an Evaluationsforschung dazu. Die Erfolgsmeldungen, die es teilweise dazu gibt, muss man vielleicht gerade wenn es um Überwachungstechnologie geht, vor dem Hintergrund, dass wir es dort auch mit einem Markt zu tun haben, auch ein klein wenig kritisch sehen.
Prof. Dr. Thomas Görgen
- Dipl.-Psychologe
- seit 2008 Professor an der Deutschen Hochschule der Polizei (Münster) und Leiter des Fachgebiets Kriminologie und interdisziplinäre Kriminalprävention
- Studium der Psychologie an der Universität Trier
- wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Trier, der Justus-Liebig-Universität Gießen und dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (Hannover)
- Lehraufträge an verschiedenen polizeilichen und öffentlichen Hochschulen
- aktuelle Arbeitsschwerpunkte u.a.: politischer Extremismus / Radikalisierung / Radikalisierungsprävention; Gewaltkriminalität; Viktimisierungen in vulnerablen Populationen; kriminalpräventive Strategien und Handlungsansätze
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