Gesa Stückmann
Phänomen Digitalisierung
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Die Digitalisierung hat neben ihren positiven Seiten und Vorteilen für die Entwicklung unserer Gesellschaft leider auch viele Schattenseiten. Das Miteinander findet zu einem großen Teil über digitale Medien statt, wo die Hemmschwelle schnell sinkt, weil man sich ja nicht mehr ins Gesicht sehen muss. Früher gab es eine Netiquette, die wertschätzenden Umgang im Internet miteinander zur Maxime bestimmte. Heute steht eine Netiquette zwar bei vielen Social Media-Anbietern auf der Seite, ist aber nicht mehr als ein Lippenbekenntnis. Die Verrohung und der oftmals menschenverachtende Umgang schon Jugendlicher miteinander machen mir große Sorge: Wenn dieser Umgang zur Normalität wird, von Eltern ihren Kindern sogar vorgelebt wird, wächst eine Generation heran, die diesen Umgang miteinander als normal erachtet. Urteile wie gerade im Fall Künast ergangen bestätigen das Bild in der Öffentlichkeit noch. Hinzu kommt, dass zu Hause oftmals nur noch wenig miteinander gesprochen wird, weil auch viele Erwachsene fast nur noch digital unterwegs sind und das bei ihren Kindern ebenfalls begrüßen, um ihre Ruhe zu haben. Eltern haben größtenteils keine Ahnung, welche Inhalte ihren Kindern z.B. auf dem Smartphone begegnen, was sie dort tun.
Im vermeintlichen Schutz der Anonymität des
Netzes wird offensiv angegriffen, beleidigt,
verleumdet, genötigt.
Das Elternhaus müsste hier den wesentlichen Beitrag leisten, um schon früh die Weichen zu stellen. Schule allein kann das nicht leisten, zumal Rechtsverletzungen in der Regel nicht in der Schulzeit passieren. Aber die Erwachsenen sind größtenteils unwissend was den Umgang mit den digitalen Medien angeht. Zudem lassen auch Erwachsene gegenseitige Wertschätzung und offene konstruktive Kritik vermissen (s. Eltern-WhatsApp-Gruppe) – leben es also den Kindern vor. Wird ihr eigenes Kind zum Täter oder zur Täterin wollen sie es nicht glauben und stellen sich noch schützend vor ihr Kind, anstatt ihm einen anderen Weg aufzuzeigen.
Andererseits liken und kommentieren Menschen weniger, wohl aus Angst vor Hasskommentaren oder gar einem Shitstorm – auch das ist gefährlich für unsere Demokratie, da so die Hater mehr Aufmerksamkeit bekommen. Es scheint, dass sie in der Mehrheit sind, was jedoch gar nicht der Fall ist. Aber zu wenige äußern sich aus Angst offen gegen Hass im Netz – die schweigende Masse ist groß.
Gesa Stückmann
- geb. in Düsseldorf
- 1988 – 1990 Lehre zur Bankkauffrau
- 1990 – 1994 Studium Rechtswissenschaften in Trier, 1. Staatsexamen
- 1996 2. Staatsexamen in Rostock
- Seit 2016 Rechtsanwältin in Rostock in eigener Kanzlei
- Verheiratet, 2 Kinder (14 und 19 Jahre)
- Sie bearbeitet seit 2007 Fälle von Cybermobbing und hält daneben ehrenamtlich Vorträge an Schulen in Mecklenburg-Vorpommern – seit 2013 via Webinar bundesweit: rund 1.200 Webinare mit ca. 70.000 TeilnehmerInnen
- 2011: Landespräventionspreis Mecklenburg-Vorpommern. 2018: EMOTION Award „Soziale Werte“. 2019: Auszeichnung NDR „Nicht meckern, machen!“
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