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Kerstin Demuth
Vision: Smart Prevention
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Wir setzen uns ein für eine lebenswerte Welt im digitalen Zeitalter und das bedeutet auch, dass nicht immer alles digitalisiert sein muss. Also eine smarte Prävention sieht für uns so aus, dass die Ursachen für Probleme tatsächlich da gesucht werden, wo sie stattfinden und die Lösung auch dazu passt zu den Problemen. Das heißt, jedes Problem einfach mit Technik zu bewerfen, das wird nicht funktionieren, das wird mittelfristig noch viel mehr Probleme für unsere Demokratie und unsere Gesellschaft verursachen. Vielmehr sollte die Politik häufiger auf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hören, die in ihren jeweiligen Themenfeldern, ob das Gesundheit ist, Verkehrspolitik, Umweltpolitik, Sozialpolitik, richtig viel Ahnung haben und tatsächliche Sicherheits- und Präventionsmaßnahmen angehen. Wir müssen vor allem die Digitalisierung so gestalten, dass Technik den Menschen dient und nicht Technik die Menschen einschränkt. Ich möchte nicht, dass Google meinen Standort kennt und ich möchte mich nicht ständig aktiv dagegen wehren müssen. Ich möchte auch nicht unsicher sein, ob der Staat vielleicht meine Nachrichten mitliest, weil ich mal auf einer Demo gegen Braunkohleabbau war oder irgendetwas in der Art. Technik wird im Moment häufig gegen uns verwendet und das muss so nicht sein. Es ist eigentlich total großartig, dass ich ein Gerät in meiner Tasche herum trage, mit dem ich jederzeit mich im Internet über Dinge informieren kann, die ich nicht weiß. Mit dem ich jederzeit meine Freunde am anderen Ende der Welt erreiche. Und das wieder tun zu können, während wir unserer Technik vertrauen, dass ist eine Welt, die wir anstreben. Zum einen muss die Macht großer Internetkonzerne und Plattformen eingegrenzt werden. Es ist wirklich bedrohlich für eine Demokratie wie viele Daten, wie viel Macht, wie viel Wissen Google, Facebook, Amazon über so viele Menschen auf der Welt haben. Und diese Macht muss eingehegt werden. Dafür brauchen wir auch den Mut, Gesetze zu schaffen auf deutscher Ebene, aber auch auf EU-Ebene die tatsächliche Innovationen ermöglichen und nicht einfach nur die immer gleichen datenbasierten, invasiven Geschäftsmodelle weiter fördern. Das Andere ist, dass wir weg müssen von diesem Narrativ von Sicherheit, dass durch Überwachung geschaffen werden kann. Das war noch nie die Wahrheit. Geschützt haben uns immer unsere Grundrechte und ein gesellschaftlicher Frieden. Und Frieden erreichen wir nicht durch Verunsicherung, dadurch, dass wir nie so genau wissen wer schaut mir gerade über die Schulter, wer guckt mir gerade zu, wer hört mir womöglich zu, weil irgendjemand das Mikrofon an meinem Handy angeschaltet hat. Das sind Gedanken, die eine Gesellschaft belasten. Und wir sollten wieder hin, zu dem Vertrauen darin, dass die meisten Menschen eigentlich wohlwollend zu anderen Menschen sind und das die meisten von uns eben keine Verbrecher sind und deshalb pauschale Überwachung immer mehr schadet als sie nutzt.
Kerstin Demuth
- Datenschützerin und Grundrechtsaktivistin
- Seit 2017 Campaignerin und Redakteurin beim Verein Digitalcourage in Bielefeld
- Organisation bei Digitalcourage e.V. der Verfassungsbeschwerde gegen Telekommunikationsüberwachung und die sogenannte „drohende Gefahr“ im Polizeigesetz NRW
Digitalcourage:
Digitalcourage setzt sich seit 1987 für Datenschutz und Bürgerrechte ein und richtet seit 2000 die jährliche Verleihung der BigBrotherAwards aus. 2008 erhielt Digitalcourage die Theodor-Heuss-Medaille für besonderen Einsatz für die Bürgerrechte.
- „Schluss mit dem Sicherheitstheater!“: Digitalcourage fordert echte Sicherheitspolitik, statt Grundrechtseingriffe, die nicht helfen, sondern nur schaden.
- Dr. Rolf Gössner verleiht einen BigBrotherAward 2018 der Kategorie „Politik“ an CDU und Gründe im Landtag Hessen für die Aufrüstung des Landesamts für Verfassungsschutz und der Einführung von Staatstrojanern.
- 2019 erhält der hessische Innenminister Peter Beuth erhält einen BigBrotherAward für die Anschaffung der Software „Gotham“ aka „Hessendata“.
- Rena Tangens über die vermeintliche „smarte“ Stadt – BigBrotherAwards 2018:
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- Wissenschaftliche Materialsammlung: Wirkt Videoüberwachung?
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